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Superimmunität: Ein Abwehrmechanismus gegen COVID-19?
Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie beschäftigen sich Forscher und Wissenschaftler weiterhin mit den Abwehrmechanismen des Immunsystems gegen das Coronavirus und seine Varianten. Warum scheinen manche Menschen eine größere Immunität gegen COVID-19 zu haben als andere? Wie kommt es, dass einige Personen mehrmals infiziert wurden und andere sich in den letzten zwei Jahren dem Virus entziehen konnten?
Obwohl es für gewöhnlich Individuen gibt, die auf natürliche Weise eine effektivere Immunantwort aufbauen können, legt eine neue Studie* nahe, dass "Superimmunität" möglicherweise ebenfalls ein Teil der Antwort sein könnte.
In diesem Artikel erklärt uns Professor Paul Wilmes, Mikrobiologe am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg und Sprecher der COVID-19-Task-Force von Research Luxembourg, was es mit der Superimmunität auf sich hat.
"Die Superimmunität, auch hybride Immunität genannt, wird durch die Kombination einer vollständigen Impfung und einer Infektion mit COVID-19 aufgebaut. Aufeinanderfolgende Aussetzungen mit COVID-19 scheinen bei der Entwicklung der Superimmunität entscheidend zu sein". Er fügt hinzu, dass die Reihenfolge der Impfung und der Infektion dabei kaum einen Unterschied zu machen scheint. Wenn eine Person also zuerst eine Infektion hatte und dann geimpft wurde, ist es möglich, dass sich diese Superimmunität gegen COVID-19 entwickelt.
Die Wissenschaft hinter der Superimmunität
Der Grund, warum manche Menschen eine Superimmunität aufbauen, liegt an einer bestimmten Art von weißen Blutkörperchen, die als "B-Gedächtniszellen" bekannt sind. Als Teil unseres adaptiven Immunsystems werden B-Gedächtniszellen als Reaktion auf ein Virus, sei es durch eine Infektion oder eine Impfung, erzeugt. Sie können jahrzehntelang im Blut zirkulieren, bereit, sich zu reaktivieren und eine Antikörperreaktion auszulösen, wenn die betreffende Person das nächste Mal mit dem Virus in Berührung kommt. Je mehr B-Gedächtniszellen ein Mensch besitzt, desto besser ist er gegen das Virus geschützt. Daher ist eine vollständige Impfung gegen COVID-19 so wichtig.
Kann eine Superimmunität "Long COVID" verhindern?
Für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt gehen die Auswirkungen einer COVID-19-Infektion weit über den Zeitraum der Erstinfektion hinaus. Könnte eine starke Immunantwort, im Hinblick auf die Superimmunität, in diesem Zusammenhang "Long COVID" verhindern? Zum jetzigen Zeitpunkt sind sich die Forscher noch nicht sicher. "Wir müssen noch viel über Superimmunität und ihre mögliche präventive Wirkung auf "Long COVID" lernen. Klar ist jedoch, dass die Symptome des "Long COVID" bei vollständig geimpften Personen selten auftreten. Es ist daher begründet anzunehmen, dass die durch die Superimmunität gewährte Immunität einen noch größeren Effekt haben könnte", erklärt Professor Wilmes.
Von der Pandemie zur Endemie?
Superimmunität ist zwar kein neues Phänomen für Forscher und Wissenschaftler, aber die Pandemie bot die Gelegenheit, es genauer unter die Lupe zu nehmen. Professor Wilmes erklärt: "Es wird vermutet, dass es Superimmunität auch bei anderen Infektionskrankheiten gibt. Was wir mit COVID-19 jedoch zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit beobachten, ist unsere Fähigkeit, die durch Infektion und Impfung ausgelöste Immunität in Echtzeit zu verfolgen."
So vermutet Professor Wilmes, dass die Superimmunität, angesichts ihrer scheinbaren Widerstandsfähigkeit, einen großen Beitrag zur kollektiven Immunität leisten wird. "Das Auftreten der Superimmunität könnte eines der Signale sein, die darauf hindeuten, dass wir uns im Übergang von einer Pandemie hin zu einer Endemie befinden. Natürlich gibt es noch viele weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, insbesondere die kontinuierliche Weiterentwicklung des Virus selbst."
Professor Wilmes meint abschließend: "Durch die Erforschung der Superimmunität lernen wir viele Dinge, die sehr nützlich sein könnten, um die Immunität im Zusammenhang mit anderen Krankheiten zu verstehen und zu erkennen, wie Pandemien letztendlich endemisch werden."
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