Ausreichende Erfahrungswerte, um die Wichtigkeit der COVID-19-Impfung während der Schwangerschaft zu bestätigen

Seit April 2021 können sich schwangere Frauen gegen COVID-19 impfen lassen. Viele von ihnen haben sich jedoch noch nicht dazu entschlossen, obwohl sie anfällig für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind, und begründen dies mit einem Mangel an Informationen zu dem Thema. Dabei haben geimpfte Mütter und ihre Babys ein viel geringeres Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Ergebnisse internationaler Studien werden in der Praxis von Dr. Pit Duschinger, Gynäkologe in Ettelbrück, und in der Kinderabteilung der Kannerklinik, in der die Kinderärztin Dr. Isabel De la Fuente Garcia tätig ist, bestätigt.

Ein Artikel, der unter Mitarbeit von Dr. Pit Duschinger, Gynäkologe, Präsident der Luxemburger Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, und Dr. Isabel De la Fuente Garcia, Krankenhauskinderärztin in der Kannerklinik des Klinikzentrums der Stadt Luxemburg (Centre hospitalier de Luxembourg, CHL) und Vizepräsidentin des Obersten Rates für Infektionskrankheiten (Conseil supérieur des maladies infectieuses, CSMI) verfasst wurde. 

Risiken im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion bei Schwangeren

Studien, die seit Beginn der Pandemie durchgeführt wurden, zeigen, dass schwangere Frauen, die mit COVID-19 infiziert sind, ein höheres Risiko haben, eine schwere Form von COVID-19 zu entwickeln als Frauen im gebärfähigen Alter. Das bedeutet, dass bei ihnen die Gefahr besteht, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, insbesondere auf die Intensivstation, und in den schlimmsten Fällen sogar zu sterben. Dieses Risiko ist bei schwangeren Frauen über 35 Jahren, die übergewichtig sind oder vorbestehende Gesundheitsprobleme wie Bluthochdruck oder Diabetes haben, sogar noch höher (Nature - März 2021). Frauen über 35 Jahre oder übergewichtige Frauen sind auch dem Risiko einer Gestationsdiabetes (oder Schwangerschaftsdiabetes) ausgesetzt, was die Wahrscheinlichkeit einer schweren Form von COVID-19 verstärkt, insbesondere wenn die Einnahme von Insulin erforderlich ist (AJOG für American Journal of Obstetrics and Gynecology - Dezember 2021).

Eine mit SARS-CoV2 infizierte Frau hat auch ein höheres Risiko, während und nach der Entbindung Komplikationen zu erleiden. Diese "postpartale" Situation äußert sich durch Fieber, einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut usw. und erfordert manchmal einen Krankenhausaufenthalt. Dies gilt auch für schwangere Frauen, die an symptomatischen oder asymptomatischen Formen der Infektion gelitten haben (Clinical Obstetrics and Gynecology - Dezember 2021). Wie Dr. Duschinger erklärt, sind diese Risiken größer, wenn die Infektion in der Spätschwangerschaft auftritt.

Ein Frühgeburtsrisiko, das sich in Luxemburg bestätigt

COVID-19 während der Schwangerschaft wurde auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt in Verbindung gebracht. Diese Situation besteht auch in Luxemburg, in der nationalen neonatologischen Abteilung der Kannerklinik, wo mehrere Frühgeborene im Zusammenhang mit einer mütterlichen COVID-19-Infektion hospitalisiert werden mussten. Wie Dr. De la Fuente Garcia betont, "ist diese Situation angesichts der Morbidität und des erhöhten Sterblichkeitsrisikos bei Frühgeburten für die Säuglinge nicht harmlos".

Eine seltene, aber mögliche Mutter-Kind-Übertragung von SARS-CoV-2

Die Übertragung von SARS-CoV-2 von der Mutter auf den Fötus ist selten. "Es kann vorkommen, dass das SARS-CoV-2-Virus die Plazenta passiert. Das Kind kann also eine Infektion haben, die bereits zum Zeitpunkt der Geburt vorhanden ist", präzisiert Dr. De la Fuente Garcia.

Außerdem kann die Infektion mit SARS-CoV-2 die Plazenta schädigen. In Luxemburg gab es beispielsweise einige Fälle von COVID-19-Plazentitis (Entzündung der Plazenta), die zu ernsthaften Komplikationen wie akuten Plazentalösungen und/oder -blutungen führten und sowohl die Mutter als auch das ungeborene Baby gefährdeten. "Diese Komplikationen wurden bisher vor allem bei mütterlichen Infektionen mit der Delta-Variante beobachtet", berichtet Dr. Isabel De la Fuente Garcia. Es wurden jedoch keine Missbildungen bei Neugeborenen beobachtet, aber eine verminderte Versorgung kann zu Wachstumsverzögerungen führen.

Bei der Geburt oder unmittelbar danach kann eine Mutter ihr Neugeborenes infizieren

Laut Dr. De la Fuente Garcia "wurden bereits mehrere Säuglinge unter 8 Wochen wegen einer neonatalen COVID-19-Infektion, die häufig von den Eltern übertragen wurde, in die Kannerklinik eingeliefert. Obwohl die meisten Neugeborenen nach ihrer Infektion aufgrund ihres jungen Alters positiv reagieren, werden sie häufig ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie schlecht verträgliches Fieber, Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme und manchmal Atemprobleme haben. Auch können bestimmte früh auftretende Virusinfektionen bei Neugeborenen zu Langzeitfolgen führen, die in Bezug auf SARS-CoV-2 bislang noch wenig bekannt sind", da zu dieser Art von COVID-19-Infektion noch keine Erfahrungswerte vorliegen.

Dr. De la Fuente Garcia erklärt außerdem, dass "mit COVID-19-infizierte Mütter nach der Geburt nicht von ihrem nicht infizierten Baby getrennt werden. Wenn diese Situation eintritt, trägt die Mutter beim Stillen und beim Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihrem Kind eine FFP2-Maske. Zu Beginn der Pandemie gab es in dieser Hinsicht Zweifel ... aber man trennt sie nicht mehr, da die Trennung von der Mutter für das Baby schädlich ist".

Impfung: die beste Möglichkeit, schwere Formen von COVID-19 bei schwangeren Frauen zu verhindern

Seit April 2021 "empfiehlt der CSMI die Impfung schwangerer Frauen mit einem mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 ab der 10. Amenorrhoe-Woche". Diese Entscheidung beruht auf Studienergebnissen, die zeigen, dass der Nutzen der Impfung die potenziellen Risiken, die während der Schwangerschaft auftreten können, übersteigt.

Schwangere Frauen erhalten einen mRNA-Impfstoff* (Comirnaty® von Pfizer/BioNTech oder Spikevax® von Moderna), sowohl für die Erstimpfung als auch für die Booster-Impfung. Die Ergebnisse der im Frühjahr durchgeführten Studien (AJOG - März 2021, NEJM für New England journal of Medicine - April 2021) bestätigen sich auch heute noch: Schwangere Frauen sind durch den Impfstoff genau so gut geschützt wie andere Frauen. Die Anzahl der durch den Impfstoff erzeugten Antikörper ist bei schwangeren und nicht-schwangeren Frauen ähnlich hoch. Diese Antikörper passieren die Plazenta und bieten einen möglichen Schutz für das Neugeborene. Diese Art von Schutz wird auch bei Frauen beobachtet, die während der Schwangerschaft gegen Keuchhusten oder Grippe geimpft wurden.

In den letzten Wochen haben sich jedoch in Luxemburg geimpfte Frauen mit der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 infiziert. Bisher, so Dr. Isabel De la Fuente Garcia, "handelte es sich um Mütter, die während der Schwangerschaft nur 2 Impfdosen erhalten hatten. Es ist also möglich, dass nicht alle neonatalen Infektionen mit der Omikron-Variante durch 2 Impfstoffdosen verhindert werden können. Wir hoffen jedoch, dass der durch die Impfantikörper vermittelte neonatale Schutz dennoch dazu führen wird, dass bei diesen infizierten Babys ernstere oder langfristige Komplikationen vermieden werden". Derzeit laufen Test der mRNA-Impfstoffe, unter Berücksichtigung der Omikron-Variante.

*Es gilt zu beachten, dass RNA-Impfstoffe die DNA der Zellen der werdenden Mutter nicht verändern. Um den Mechanismus der mRNA zu verstehen, lesen Sie hier weiter.

Gezielte Nachsorge geimpfter schwangerer Frauen

Der Pharmakovigilanzbericht vom 21. Januar 2022 berichtet über eine gezielte Nachsorge von schwangeren Frauen, die in Luxemburg gegen COVID-19 geimpft wurden. Diese Frauen werden nach der Entbindung erneut kontaktiert, und die gesammelten Daten zeigen, dass es kein besonderes Risiko im Zusammenhang mit der Impfung gibt. Weiterhin gilt es hinzuzufügen, dass "die jüngsten Analysen der Experten der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) auf der Grundlage von Daten aus mehreren Studien mit Tausenden von Schwangerschaften in verschiedenen Stadien keine Hinweise ergaben auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Fehlgeburten, Frühgeburten oder Nebenwirkungen bei ungeborenen Kindern nach der COVID-19-mRNA-Impfung". Darüber hinaus wies die Plazenta geimpfter Frauen, laut anderen Studien, keine Anomalien auf. Dies bedeutet, dass die Entwicklung des Kindes harmonisch verläuft. Die jüngste Analyse der EMA (Bericht vom Januar 2022) zeigt, dass die Impfung gegen COVID-19 in jedem Stadium der Schwangerschaft sicher durchgeführt werden kann und den besten Schutz vor Komplikationen durch COVID-19 bei schwangeren Frauen bietet.

Hinsichtlich der Nebenwirkungen nach der Injektion eines Impfstoffs gegen COVID-19 (Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit usw.) gibt es keine Unterschiede zwischen schwangeren Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter.

Impfung: eine Möglichkeit, sein Kind während der Stillzeit zu schützen

Wie bei schwangeren Frauen, zeigen Studien, dass die Impfung auch bei stillenden Frauen von Vorteil ist. Da die Impfung durch eine intramuskuläre Injektion erfolgt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Impfstoff oder einer seiner Bestandteile in die Muttermilch übergeht, sehr gering.

Im November 2021 bestätigte das französische Centre de référence sur les agents teratogènes (CRAT), dass mRNA- und Vektor-Impfstoffe gegen COVID-19 "keine Infektionskraft besitzen, so dass das gestillte Kind [...] nicht riskiert, durch den Impfstoff, der seiner Mutter verabreicht wurde, infiziert zu werden. [...] Eine Impfung mit einem mRNA- oder Vektor-Impfstoff gegen COVID-19 ist bei stillenden Frauen möglich".

Eine niedrigere Rate an COVID-Impfungen bei schwangeren Frauen als bei anderen Frauen

Obwohl die Erfahrungen aus 9 Monaten Impfkampagne bestätigen, dass die Impfung eine robuste Immunantwort gegen COVID-19 entwickelt, sind einige schwangere Frauen immer noch nicht bereit, sich impfen zu lassen. Manche Studien zeigen eine niedrigere Impfquote bei schwangeren Frauen auf. In Schottland erhielten 32,3% der Frauen, die im Oktober 2021 entbunden hatten, 2 Dosen Impfstoff, während 77,4% aller Frauen 2 Dosen erhielten (Nature - Januar 2022). 

Dr. Pit Duschinger, Gynäkologe in Ettelbrück, berichtet, dass er bei den Frauen, die er während ihrer Schwangerschaft betreut, auf sehr wenig Widerwillen gegen die Impfung stößt. Es scheint jedoch, dass einige schwangere Frauen, die in Luxemburg wohnen, es vorziehen, sich nicht impfen zu lassen. Dr. Duschinger ermutigt sie dazu, die Impfung aufgrund der oben genannten Vorteile durchzuführen. Die Impfung wird ebenfalls empfohlen, sobald ein Kinderwunsch besteht, um die Nebenwirkungen der Injektion und mögliche Schwangerschaftsbeschwerden zu vermeiden.

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